Vegesacker Hafen

Der Vegesacker Hafen befindet sich in Vegesack, einem Stadtteil von Bremen, Deutschland. Er liegt an der Mündung der Lesum in die Weser und ist von der Schönebecker Aue durchflossen. Der Hafen ist zentral gelegen, in der Nähe des Vegesacker Bahnhofsplatzes und des Einkaufszentrums Haven Höövt. Die zentrale Lage macht ihn zu einem wichtigen Knotenpunkt für den Schiffsverkehr in der Region.

Die Einfahrt zum Hafen erfolgt durch die Weser, die eine Verbindung zum Meer bietet. Eine 42 Meter lange Fußgängerklappbrücke aus Stahl, die seit 1999 existiert, ermöglicht eine Überquerung des Hafenbeckens. Diese Brücke ist ein markantes Bauwerk und erleichtert die Verbindung der verschiedenen Hafenteile.

Das Hafenbecken selbst ist 285 Meter lang und 60 Meter breit, mit einer Kajenlänge von 465 Metern. Diese Maße ermöglichen es, dass der Hafen eine bedeutende Rolle im regionalen Schiffsverkehr spielt, insbesondere für kleinere Schiffe und Boote.

Historische Entwicklung

Der Vegesacker Hafen wurde 1622/23 eröffnet und ist der älteste künstlich angelegte Hafen Deutschlands. Der Bau des Hafens wurde notwendig, da die Versandung der Weser den Warentransport nach Bremen erschwerte. Der Hafen diente als Reparatur- und Winterliegeplatz für Schiffe und bot Schutz vor Plünderern.

Die Bauarbeiten begannen 1619 unter der Leitung holländischer Fachleute. Der Standort in Vegesack war günstig, da das Bett der Aue tief lag und der tonig-lehmige Untergrund fest war. Diese Bedingungen erleichterten den Bau und machten zusätzliche Erdarbeiten weitgehend unnötig.

Die Baukosten von 11.600 Talern wurden hauptsächlich von der Stiftung „Haus Seefahrt“ getragen. Nach der Fertigstellung entwickelte sich der Hafen zu einem wichtigen Umschlagplatz für Waren, die von großen auf kleinere Schiffe umgeladen wurden.

Bedeutung im Walfang

Im 17. Jahrhundert wurde der Vegesacker Hafen zu einem Zentrum für den Walfang in der Arktis. Die erste bremische Grönland-Compagnie wurde 1653 gegründet, und der Hafen diente als Basis für Walfangflotten. Der Walfang war ein bedeutender Wirtschaftszweig und prägte die Entwicklung des Hafens.

1830 baute der Werftbesitzer Johann Lange eine neue Walfangflotte auf, und 1843 wurde eine Aktiengesellschaft zur Förderung des Walfangs gegründet. Der Walfang in der Arktis wurde bis 1872 betrieben, danach verlagerte sich der Fokus aufgrund der Einführung von Petroleum als Brennstoff.

Heute erinnern Denkmäler wie der „Wal in Vegesack“ und die Wal-Kiefer auf der Weserpromenade an diese Ära. Der Walfang hat eine bedeutende kulturelle und historische Rolle in Vegesack gespielt.

Werftindustrie

Der Neubau von Schiffen war zunächst Bremen vorbehalten, aber die geringe Wassertiefe der Weser führte dazu, dass sich der Schiffbau nach Vegesack verlagerte. Die erste größere Werft wurde um 1639 von Cord Cöper gegründet und später von Johann Lange übernommen.

Die Lange Werft baute 1817 den ersten deutschen Flussdampfer „Die Weser“ und wurde eine der Vorläufer des Bremer Vulkan. Der Bremer Vulkan wurde 1893 gegründet und war eine bedeutende Schiffswerft in der Region.

Auch die Lürssen Werft siedelte sich 1897 in Vegesack an und ist heute noch dort ansässig. Der Hafen und die umliegenden Werften spielten eine zentrale Rolle in der maritimen Industrie und trugen wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei.

Bedeutungsverlust und Wandel

Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts begann der Hafen aufgrund der Versandung der Weser an Bedeutung zu verlieren. Der Tidenhub betrug nur noch 0,91 Meter, und die Fahrrinne war bei Flut nur noch zwei Meter tief. Diese Bedingungen erschwerten den Schiffsverkehr und führten zur Verlagerung des Güterumschlags nach Brake und Elsfleth.

Nach der Gründung Bremerhavens 1827 und dem Ausbau dessen Häfen verlor Vegesack weiter an Bedeutung. Der Hafen wurde zunehmend für den örtlichen Bedarf genutzt und verfiel allmählich. Hoffnung kam noch einmal auf nach der Weservertiefung um 1895, doch auch größere Schiffe fuhren nun direkt nach Bremen.

Von 1895 bis 1969 war der Vegesacker Hafen Standort der Bremen-Vegesacker Fischerei-Gesellschaft, der größten Heringsfischerei Europas. Pläne zur Erweiterung des Hafens um einen Loggerhafen in den 1930er Jahren wurden jedoch nicht realisiert.

Heutige Nutzung

Seit den 1970er Jahren wurde der Vegesacker Hafen saniert und erneuert. Heute dient er hauptsächlich als Museumshafen mit historischen Schiffen wie dem Segellogger BV2 Vegesack und dem Seenot-Rettungskreuzer Bremen. Über 20 historische Schiffe liegen dauerhaft vor Anker und können besichtigt werden.

Der Hafen ist Teil der Maritimen Meile, die verschiedene maritime Sehenswürdigkeiten in Vegesack verbindet. Eine Seilzugklappbrücke verbindet die beiden Ufer und erleichtert den Zugang zum Einkaufszentrum Haven Höövt.

Die kulturelle Bedeutung des Hafens wird durch Veranstaltungen und Feste, wie den 400. Havengeburtstag im Jahr 2022, unterstrichen. Der Hafen ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes von Vegesack und ein beliebtes Ausflugsziel.

Interessante Fakten

FaktDetails
EröffnungsjahrDer Vegesacker Hafen wurde 1622/23 eröffnet und ist der älteste künstlich angelegte Hafen Deutschlands.
Blütezeit des WalfangsIm 17. und 18. Jahrhundert war der Hafen ein bedeutendes Zentrum für den Walfang in der Arktis.
WeservertiefungUm 1895 wurde die Weser vertieft, was den Hafen jedoch nicht vor dem Bedeutungsverlust bewahrte.
MuseumshafenSeit 2006 dient der Hafen als Museumshafen mit historischen Schiffen und maritimen Sehenswürdigkeiten.
Maritime MeileDer Hafen ist Teil der Maritimen Meile, die maritime Sehenswürdigkeiten in Vegesack verbindet.

Der Vegesacker Hafen hat eine lange und wechselvolle Geschichte, die von seiner Gründung im 17. Jahrhundert bis zu seiner heutigen Nutzung als Museumshafen reicht. Er bleibt ein bedeutendes kulturelles und historisches Erbe der Region Bremen.